Sandra Weigand

Ziele

Bildung

Bildung beginnt nicht erst in der Schule, denn frühkindliche Bildung erfolgt bereits in der Kita.

Die erweiterten Kindergartenöffnungszeiten und die Bereitstellung von Betreuungsplätzen sind bereits positive Errungenschaften der Vergangenheit. Sowohl die Betreuung ab dem 1. Lebensjahr als auch qualifizierte Tagespflegekräfte zur individuellen Betreuung der Jüngsten muss sichergestellt werden. Ich bin selbst Mutter von drei Kindern und war immer auf die Fremdbetreuung meiner Kinder angewiesen. Für die Eltern ist es wichtig, ihre Kinder in gute Hände abgeben zu können. Deshalb muss für die Kinderbetreuung auch das erforderliche Fachpersonal zur Verfügung stehen. Dies kann dauerhaft nur durch eine angemessene Bezahlung für pädagogische Fachkräfte während und nach der Ausbildung geschehen, um Menschen die Entscheidung für die Ausbildung zum Erzieher/zur Erzieherin zu erleichtern.

Zugang zu Bildung bedeutet auch ein individuelles Bildungsangebot zur Verfügung zu haben. Dies bedeutet den Erhalt von Grundschulen in ländlichen Regionen, um die sozialen Kontakte innerhalb der Dorfregion zu pflegen und unnötige Fahrwege zu minimieren. Schule darf nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung sein, sondern ein Ort, an dem sich Kinder und Jugendliche wohlfühlen. Schüler*innen müssen auf das Leben vorbereitet, die Fähigkeiten gesehen und gefördert werden und nicht nach den Defiziten beurteilt werden.

Im Schulwesen ist der Fachkräftemangel schon länger spürbar. Dafür muss im Rahmen der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften und auch die Möglichkeiten des Quereinstiegs geschaffen werden, ohne den Verlust der Qualität.

Die ländliche Idylle hat in den vergangenen zwei Jahren im Bereich der Digitalisierung ganz deutliche Nachteile im Bereich von Homeoffice und Homeschooling gezeigt. Es war schon eine besondere Herausforderung, beziehungsweise oftmals gar nicht möglich, Homeoffice und zwei schulpflichtige Kinder während eines Vormittags zu versorgen. Deshalb muss der digitale Netzausbau flächendeckend vorangetrieben werden, damit auch alle Schüler*innen die gleichen Bildungschancen haben. Die Ausstattung mit der erforderlichen Hardware, um auch hier den Zugang zu Bildung zu ermöglichen und die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte, um Lehrmaterialien digital zur Verfügung stellen zu können, sind hier ebenfalls erforderlich.

Mobilität

Für junge Familien überwiegen erst einmal die positiven Vorzüge von ländlichen Regionen, wie die Möglichkeiten der Bewegung in natürlicher Umgebung. Geht es aber um die Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes oder des Kindergartens, stößt dies oftmals an Grenzen.

Deshalb ist die Mobilität ein entscheidendes Kriterium für das Leben auf dem Land oder das Leben in Ballungsgebieten in der Nähe des Arbeitsplatzes, der Kita, der Schule, der Daseinsversorgung und des kulturellen Angebotes.

Und deshalb muss der Ausbau des ÖPNVs im ländlichen Raum weiter vorangetrieben und ein günstiges einheitliches Tarifsystem geschaffen werden, um die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln attraktiv und unkompliziert zu gestalten. Alternative Mobilitätskonzepte können dann auch alternative Modelle zum Zweit- und Drittfahrzeug innerhalb einer Familie werden. Denn nur so können wir den Klimaschutz vorantreiben.

Generell ist eine gute und sichere Infrastruktur in den Städten und Gemeinden für Jung und Alt erforderlich. Deswegen ist der Ausbau des Radwegenetzes zwischen den Gemeinden für jegliche Arten von Fahrrädern wie Lastenfahrräder, Dreiräder für Menschen mit Behinderung und Fahrräder mit Anhängern erforderlich.

Bauen und Wohnen

Wohnen und Arbeiten auf dem Land zusammenzubringen und somit Bleibe- und Rückkehrperspektive schaffen.

Junge Menschen in ländlichen Regionen zu behalten oder nach dem Studium in ein ländliches Umfeld zu ziehen bedeutet nicht unbedingt, neue Baugebiete auszuweisen und wertvollen Ackerboden und Grünflächen zu versiegeln. Stattdessen müssen wir bezahlbaren Wohnraum schaffen und den ÖPNV und das digitale Netzwerk massiv ausbauen.

Außerdem müssen wir bei der Ausweisung von Baugebieten der Umwelt- und Naturschutz stärker berücksichtigt werden, um z.B. natürliche Überschwemmungsgebiete erhalten zu können. In der Landesbauordnung und den Bebauungsplänen der Kommunen müssen klare Regelungen zu der Ausstattung von Neubauten mit erneuerbaren Energien und PV-Anlagen gesetzt werden. Gleichzeitig sollte auch überprüft werden, ob die Art und Größe der Flächenversiegelung der Baugenehmigung entsprechen.

Stadt- und Dorfkerne müssen wieder zu lebendigen Orten der Begegnung werden. Jung und Alt müssen die Möglichkeit haben, sich zu treffen. Damit einher geht für mich auch die Daseinsversorgung und die Schaffung von kulturellen und sozialen Einrichtungen. Dafür engagiere ich mich zur Zeit als Dorfmoderatorin im Dorfentwicklungsprogramm AnKe (Ankum und Kettenkamp).

Leerstehende Gebäude sollten nicht abgerissen werden, sondern dorfprägende Strukturen erhalten und energetisch saniert werden – mit staatlicher Unterstützung. Grundsätzlich leerstehende Gebäude vor dem Verfall bewahren und die Umnutzung von nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Gebäuden zu Wohnzwecken muss in vereinfacht werden.

Nicht zuletzt müssen wir im Rahmen des demographischen Wandels auch an unsere älteren Mitmenschen denken und diesen Menschen ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter ermöglichen. Dies bedeutet alternative Wohnformen zum Alten- und Pflegeheim und auch bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dieses Thema liegt mir ganz besonders am Herzen, da ich im Alter nicht abgeschoben werden möchte oder meine Wohnung oder mein Haus verlassen zu müssen, weil ich es mir finanziell nicht mehr leisten kann oder die erforderliche Unterstützung nicht geleistet werden kann. Ich bin eine Freundin von Mehrgenerationenhäusern, die in ländlichen Strukturen bisher nur wenig Zuspruch finden.

Inklusion

Eine inklusive Gesellschaft bedeutet, dass niemand ausgegrenzt wird und alle Menschen vor Gewalt und Diskriminierung geschützt werden.

Inklusion gehört nicht nur in die Schule, sondern bedeutet ein Recht auf Teilhabe von Kindesbeinen bis ins hohe Alter.

Alle Menschen müssen im sprichwörtlichen Sinne auf dem Land mitgenommen werden. Das bedeutet von dem Rufbus oder der Mitfahrgelegenheit aus der Nachbarschaft, dem digitalen Netzwerkausbau, für das Homeoffice oder das Homeschooling, bis hin zum inklusiv gestalteten Arbeitsplatz und der barrierefreien Wohnung.

Ein Recht auf Teilhabe bedeutet, dass bei allen Überlegungen und Bestrebungen alle Bedürfnisse aller Altersgruppen berücksichtigt werden müssen und die Bedarfe sich an den Bedürfnissen orientieren. Dies ist eine große Aufgabe, die in unserer Gesellschaft oft unterschätzt wird oder in diesem Ausmaß nicht wahrgenommen wird.

Mir ist es aufgrund meiner persönlichen, privaten und beruflichen Erfahrungen sehr wichtig, diesen inklusiven Gedanken bei kommunalen Entwicklungen und Entscheidungen stärker in den Mittelpunkt zu rücken.