Sandra Weigand

Rede auf der Landesdelegiertenkonferenz

Liebe Freundinnen und Freunde,


ich liebe das Leben auf dem Land und möchte mich für ein Leben
im Einklang mit der Natur einsetzen. Der Erhalt der Umwelt und der
verschiedenen Lebensräume hat hier höchste Priorität.
Meine Schwerpunktthemen sind Bauen, Bildung und Inklusion.
Das Leben auf dem Land muss attraktiver werden. Die Landflucht der
letzten Jahrzehnte hat die komplette Dorf- und Bevölkerungsstruktur
auf dem Land verändert. Warum aber ist das so?


Die Pandemie hat uns gezeigt, welche Vorzüge das Landleben
hat. Man kann sich trotz Einschränkungen an der frischen Luft
in natürlichen Räumen und der freien Natur bewegen. Damit dies aber
auch weiterhin möglich ist, müssen wir etwas dafür tun. Auch die
Schwierigkeiten und Nachteile des Lebens in ländlichen Regionen
wurden während er letzten zwei Jahre sehr deutlich.
Damit junge Menschen nach ihrer Ausbildung wieder zurück in ein
ländliches Umfeld ziehen, müssen nicht unbedingt neue Baugebiete
ausgewiesen und wertvolle Acker- und Weideflächen verdichtet
werden, sondern es muss generell bezahlbarer Wohnraum zur
Verfügung stehen. Dies kann zum Beispiel durch die Nutzung von
leerstehenden Gebäuden im Dorfkern oder die Erleichterung bei der
Umnutzung von nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Gebäuden
zu Wohnzwecken erreicht werden.


Die Mobilität ist ein wichtiger Faktor im ländlichen Raum.
Der Ausbau des ÖPNVs muss weiter vorangetrieben werden
und gleichzeitig müssen alternative Modelle zum Zweit- und
Drittfahrzeug innerhalb einer Familie realisiert werden. Die Mobilität
ist ein entscheidendes Kriterium für das Leben auf dem Land oder in
Ballungsgebieten in der Nähe des Arbeitsplatzes, die Erreichbarkeit
von Kindergarten und Schule, die Versorgung des täglichen Lebens,
das kulturelle Angebot etc.


Für junge Familien überwiegen erst einmal die positiven Vorzüge
von ländlichen Regionen, wie die Möglichkeiten der Bewegung
in natürlicher Umgebung. Geht es aber um die Erreichbarkeit
des Arbeitsplatzes oder die Kinderbetreuung, stößt dies oftmals
an Grenzen. Die erweiterten Kindergartenöffnungszeiten und
die Bereitstellung von Betreuungsplätzen sind bereits positive
Errungenschaften der Vergangenheit. Allerdings muss für die
Betreuung auch das erforderliche Fachpersonal zur Verfügung
stehen. Dies kann dauerhaft nur durch eine angemessene Bezahlung
für pädagogische Fachkräfte während und nach der Ausbildung
geschehen, um Menschen die Entscheidung für die Ausbildung zur
Erzieherin und zum Erzieher zu erleichtern.


Die ländliche Idylle hat in den vergangen zwei Jahren im Bereich der
Digitalisierung ganz deutliche Nachteile im Bereich von Homeoffice
und Homeschooling gezeigt. Es war schon eine besondere
Herausforderung, bzw. oftmals gar nicht möglich, Homeoffice
und zwei schulpflichtige Kinder während eines Vormittags online zu
versorgen. Deshalb muss der digitale Netzausbau flächendeckend
vorangetrieben werden, damit auch alle Schülerinnen und Schüler
die gleichen Chancen haben. Die Ausstattung mit der erforderlichen
Hardware, um auch hier den Zugang zu Bildung zu ermöglichen
und die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte, um Lernmaterialien
digital zu Verfügung stellen zu können, sind ebenfalls erforderlich.


Nicht zuletzt müssen wir im Rahmen des demographischen Wandels
auch an unsere älteren Mitmenschen denken und diesen Menschen
ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter ermöglichen. Dies
bedeutet alternative Wohnformen zum Alten- und Pflegeheim
umzusetzen. Dieses Thema liegt mir ganz besonders am Herzen, da
ich im Alter nicht abgeschoben werden möchte, meine Wohnung
oder mein Haus verlassen zu müssen, weil ich mir es finanziell nicht
mehr leisten kann oder die wünschenswerte oder erforderliche
Unterstützung nicht geleistet werden kann. Ich bin eine Freundin
von Mehrgenerationenhäusern, die in ländlichen Strukturen bisher
nur wenig Zuspruch finden.


Meine Themenschwerpunkte beruhen auf persönlichen Erfahrungen
als dreifache Mutter, die ein Zeitstudium absolviert und dies mit
Kindergartenöffnungszeiten von 8-12 Uhr realisiert hat und meiner
Berufstätigkeit als Architektin und Pädagogin. Dies scheint im ersten
Moment eine sehr ungewöhnliche Kombination zu sein. Es schärft aber
meinen Blick für viele Bereiche des Lebens und bei genauerem
Hinsehen entdeckt man, dass die Bereiche Bauen, Bildung und
Inklusion ganz nah beieinander liegen. Für die Vermittlung von
Bildung werden Gebäude benötigt und die Kinder oder Schülerinnen
und Schüler bringen unterschiedliche Voraussetzungen, Fähigkeiten
und Interessen mit. Für soziale Treffpunkte im Dorf werden Gebäude
benötigt, die barrierefrei für die Muttis mit Kinderwagen oder die
Omi mit Rollator erreichbar sein müssen. Mir fallen hierzu noch
unzählige Beispiele ein.
Wichtig ist mir bei allen Überlegungen und Bestrebungen die
Belange aller Altersgruppen zu berücksichtigen. Ich möchte mit
Engagement und Ausdauer (Lebens-)Räume und Nutzungen erhalten
oder nachhaltig verändern.


Gebt mir Eure Stimme und schenkt mir damit Euer Vertrauen, damit
ich mich im Landtag mit voller Energie für das Leben in ländlichen
Regionen einsetzten kann – mit allem, was dazu gehört!

Eure Sandra (Wahlkreis 73)

Rede auf der Landesdelegiertenkonferenz